Perdidos en la noche

KLUFT ZWISCHEN ARM UND REICH
In einer mexikanischen Kleinstadt macht sich Emiliano auf die Suche nach jenen, die für das Verschwinden seiner Mutter verantwortlich sind. Als Aktivistin hatte sie sich gegen ein Grossprojekt der örtlichen Bergbauindustrie gewehrt. Ein Hinweis führt ihn zu der wohlhabenden, exzentrischen Familie Aldama und der 20-Jährige setzt alles daran, deren Geheimnisse aufzudecken. Perdidos en la noche von Amat Escalante ist ein elegant erzählter, bildstarker Thriller, der vielschichtig die Herausforderungen offenlegt, mit der Mexikos Gesellschaft konfrontiert ist.
Der Mexikaner Amat Escalante gilt als anspruchsvoller Regisseur, der angetrieben ist von sozialer Ungerechtigkeit und diese in seinen Filmen konsequent ins Zentrum stellt. Im aufwühlenden Heli - 2013 in Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet -, setzte er sich brillant mit der sozialen Entfremdung und der Abkoppelung der Gesellschaft von der Politik auseinander. Das Thema führt er in Perdidos en la noche weiter aus, indem er sowohl die allgemeine Korruption als auch die Auswüchse von Sekten in sozialen Netzwerken und in der Kunst ins Visier nimmt. Er packt damit viele Fragen, die in der lateinamerikanischen Filmproduktion verhandelt werden, in eine stimmige Erzählung.
Mit seiner Heimatstadt Guanajuato, die für ihre Mumienfunde bekannt ist, findet der Filmemacher einen Ort, um auf die Verwerfungen der Bergbauindustrie einzugehen und mit einem klugen Winkelzug auch an die einschneidende Tragödie der 43 verschleppten Student:innen im Jahr 2014 zu erinnern. Escalante führt uns gleich zu Beginn mit leisem Sarkasmus zum Haus der Familie Aldama, einem modernen architektonischen Wurf, der abgeschirmt vom umgebenden Elend idyllisch am Ufer eines grossen Sees liegt. Bewohnt wird es von Carmen, einer egozentrischen Telenovela-Diva, ihrer Tochter und ambivalenten Instagrammerin Mónica sowie Partner Rigoberto, seines Zeichens spanischer Bildhauer und ausgewachsener Zyniker mit ebensolchem Ruf. Nicht weit davon entfernt macht dem jungen Emiliano das Verschwinden seiner Mutter zu schaffen, die sich als Umweltaktivistin gegen ein neues Bergwerk eingesetzt hatte. Von Polizei und Justiz im Stich gelassen, begibt sich der Jugendliche mit seiner Freundin Jazmin selbst auf Spurensuche und das Drama nimmt bei den Aldamas seinen Lauf.
Mit dieser Ausgangslage beschreibt Amat Escalante zunächst die Gewalt der Polizei und der Mafia und schichtet dann nach und nach weitere Erzählstränge und Bedeutungsebenen übereinander. Über die charmante Instagrammerin zeigt er die schleichende Entfremdung, die soziale Netzwerke zuweilen verursachen. Die Figur des Telenovela-Stars steht für den Teil einer Industrie, die die Menschen zum Träumen – und Vergessen – bringen soll, und die Einführung einer evangelikalen Sekte spiegelt eine sehr ernst zu nehmende reale Verirrung wider. Dazu gesellt sich ein Gefühl der Straflosigkeit und Heuchelei der bürgerlichen oder korrupten Charaktere. Dass die Handlung dennoch nie pessimistisch wirkt, liegt an den jungen Menschen, die sie vorantreiben und eine eigentliche Quelle der Hoffnung darstellen.
«Escalantes erzählerische Kraft und sein Gespür für aufrüttelnde Bilder sorgen für höchste Spannung.»
The Guardian
Spanisch/d/f

Dieser Film wird als Thun reist um die Welt gezeigt:
- Montag, 8. Dezember 2025 um 19:30 im Rex 4
Alterseinstufung
In Begleitung eines Erwachsenen ab 14 Jahren
Freigegeben und empfohlen ab 16 Jahren
Laufzeit
120 MinutenGenre
DramaRegie
Amat EscalanteCast
Juan Daniel García Treviño (Emiliano), Ester Expósito, Bárbara Mori, Fernando Bonilla, Maria Fernanda OsioDrehbuch
Amat Escalante, Martín EscalanteKamera
Adrian DurazoSound
Carlos García, Raúl Locatelli, Michel SchöppingProduzent
Nicolás Celis, Fernanda de la PezaHerstellung
Mexiko
Tickets
08.12.2025 19:30, Rex 4
Originalversion
mit Untertitel: deutsch, französisch